6. Juli 2019

Mt 7,1-23
7,1ff ist zunächst selbstkritisch, die berühmte Gnome (Sinnspruch) von Balken/Splitter, nicht richten, damit … 7,6 das Heilige nicht vor die Hunde, Perlen nicht vor die Schweine, sonst … Gemeint ist wohl wie in 6,1ff kein Selbstruhm vor Anderen.
7,7ff wieder Schöpfungsvertrauen, bittet, so … Selbst die bösen Hörer*innen im Publikum geben ihren Kindern keine Steine anstelle von Brot. Beleg dafür, dass 5,13 eine captatio benevolentiae ist.
7,12: Goldene Regel: Zunächst ist festzuhalten, dass es sich um eine Auslegung der Heiligen Schriften der Juden* handelt. Ihr Sinn wird bestimmt und deshalb soll man derart handeln. Was hat es dann mit dem Gesetz und den Propheten auf sich? Ich soll mich selbst beobachten. Was sind meine Wünsche und Erwartungen? Möchte ich als der individuelle Mensch, der ich bin, akzeptiert und anerkannt werden? Dazu muss ich mich aber auch in die anderen Menschen versetzen: Ich soll ja genau dasjenige tun, was ich von anderen Menschen erwarte, dass sie gegenüber mir in bestimmter Weise handeln. Wenn ich die anderen Menschen gar nicht in ihrer Eigenart wahrnehme, kann ich auch keine realistischen Erwartungen ausbilden. Mithin geht es darum, dass ich die anderen Menschen als die mir fremden Menschen, die sie nun einmal sind, in meine Erwartungen und Handlungsoptionen einbeziehe. Entsprechend muss ich mich auch offen mit ihnen beschäftigen und auseinandersetzen.
7,13ff: Enger/weiter Weg, Wölfe im Schafspelz, Gerichtsszenario.
Es scheint möglich, im Kontext von 5,11f eine Verfolgungssituation zu unterstellen. Synagogenausschluss könnte zu einer Art Vogelfreiheit im Kontext des römischen Staates führen, Hypothese!
9. Juni 2019

Matthaus 5,42-48
Wer dich um etwas bittet, dem sollst du es auch geben, und wenn jemand etwas bei dir borgen möchte, borge es ihm – und verlange keine Zinsen.
Vers 43 impliziert die von Gott befohlenen Kriege im Richter-Buch, mit dem Satz:
“(…) und deinen Feind hassen.”
Jedoch soll ganz im Gegenteil der pazifistische Ansatz aus den vorhergegangenen am gewaltlosen Widerstand orientierten Versen weiter ausgeführt werden.
Die Unterscheidung von “guten” und “bösen” Menschen oder “Freund” und “Feind” ist subjektiv und soll außen vor gelassen werden. In einem Konflikt hat jede beteilligte Partei eine andere Auffassung, wer “die Bösen” sind.
Beide Parteien sollen sich die Meinung und die Interessen der Opposition Anhören, und nach Möglichkeit zu einem gemeinsamen Konsens kommen. Hierbei wird der Ansatz: “der Feind meines Feindes ist mein Freund” abgelehnt, stattdessen soll man nach der Regel handeln:
“Gehe so mit deinem Nächsten um, wie man mit dir umgehen soll.” (Vgl. Mt 7,12)
So wie in Mat 5,21-26 soll das Problem an der Wurzel bekämpft werden oder so, dass es garnicht erst zu einem Problem kommt.
Zum Schluss bleibt die Frage, ob dieser Ansatz nur für sich selbst anwenden soll, oder ob auch in einem gesellschaftlichen und politischen Rahmen angewendet werden soll.
25. Mai 2019

Thema war Mt 5,21-26, der erste Text, der mit einer dynamischen Schriftauslegung beginnt und sich auf das gehörte, gottesdienstliche vorgelesene Tötungsverbot bezieht, Ex 20,13, vgl. Dtn 5,17. Bis zu Mt 5,43 wird das ungefähr gleich wiederholt – und dann mit einem Auslegungsschritt weitergeführt, ich aber sage Euch … bzw. ich lege Euch das heute so aus … (more…)
18. Mai 2019

Die Sitzung versuchte Mt 5,13-20 zu besprechen.
5,13-16 bieten die direkte Anrede ans Publikum: Ihr sei das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt. Anhand der Überschrift in der Guten Nachricht erörterten wir, ob es Imperative seien? Dass das Salz salzlos werden könnte, schien ein Argument dafür zu sein. (more…)
29. Juni 2018

Wir befassten uns anhand des Textes mit der Pragmatik der Bergpredigt. Anhand von 6,1ff hatten wir schon gesehen, dass es sich um eine stark auf das Individuum bezogene Frömmigkeit handelt.
6,19ff bezieht sich jetzt auf das Schätzesammeln, das seinen Hintergrund im Sorgen um Essen, Kleidung usf. haben soll. Entgegengehalten werden dem die Vögel und die Lilien, die im Schöpfungsvertrauen leben. Dazu passt auch 6,21, wo gesagt wird, dass der jeweilige Schatz dort sei, wo das eigene Herz sei, von Luther mit Recht zur Gottesbestimmung verwendet.
Der Text ruft nicht zur Faulheit auf, sondern zum Streben nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit (6,33f), dann fielen den so Strebenden die elementaren Lebensbedürfnisse zu. Dieses Streben geht mithin ebenso mit einem Schöpfungsvertrauen einher, dass die Sorge jedes einzelnen Tages wahrnimmt – und nicht schon immer bei den Problemen kommender Tage ist.
Das wurde im Seminar intensiv und m. E. kreativ diskutiert. Die mystische Pointe Jesu, die hier sichtbar wird, ist heute lebenspraktisch offenbar rezipierbar.
8. Juni 2018

Thema war Mt 6,1-18 – und die Frage nach der Pragmatik religiöser Texte: Was wird von einem Text in einer Gemeinschaft zu erzielen versucht? Auch der folgende Abschnitt 6,19ff eignet sich sehr gut für diese Fragestellung. (more…)
2. Juni 2018

Jonas Schröder
Das Thema dieser Seminarsitzung handelte von dem, nicht ganz unumstrittenen, Kapitel der Feindesliebe. Wir lasen den Text aus der Bibel: Mat. 5, 43-48 („Die neuen Thesen“ Einheitsübersetzung)
Darin verlangt Jesus, dass man seine Feinde nicht hassen, sondern lieben soll. Er geht vorher auf die Schriften des alten Testaments ein, in denen steht, dass man seinen Nächsten lieben und seine Feine hassen soll. Er schließt den Satz mit „Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet; …“ (Mat. 5, 44-45). Diese Aussage alleine ist schwer zu verstehen. Im alten Testament, das viele Jahrhunderte gegolten hat, verlangt Gott, dass man seine Feinde hassen soll. Plötzlich verlangt Jesus, dass man seine Feinde lieben soll. Jesus hat diese schwer verständliche Aussage natürlich durchdacht und hat eine gute Erklärung an die Aussage gehängt. Sie beginnt mit der Zeile 45 des Textes: „…, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Guten und Bösen und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“. Jesus zeigt also auf, dass Gott alle Menschen liebt und sie alle gleichbehandelt, egal ob sie ihn lieben oder hassen. Im darauffolgenden Text (Mat. 5,46-47) führt er Beispiele an. Er fragt, warum man sich gut verhält, wenn man nur diejenigen liebt, die einen auch lieben, das würden schließlich auch die Zöllner tun. Zöllner hatten zu Zeiten Jesu einen sehr schlechten Ruf und galten als korrupt. Ebenso führt er die Heiden an, welche auch nur ihre Brüder grüßen würden. Er verlangt also von seinen Zuhörern, bessere Menschen zu werden. Es reicht nicht mehr nur seine Freunde und Familie zu lieben, man soll auch seine Feinde lieben und für sie beten. Dadurch würde man ein besseres, vollkommeneres Leben führen. Im letzten Satz (Mat. 5, 48) schließt Jesus das Kapitel: „Seid also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist!“. Er bekräftigt damit nochmal das Vorangestellte und verdeutlicht, dass Gott es selber auf diese Weise so hält. (more…)
18. Mai 2018

Nach der Darstellung von Frau Schäfer nahmen wir 5,27-42 zur Kenntnis. Dabei sind einige Texte enthalten, in denen Jesus einem Text aus Gesetz und Propheten widerspricht, sodass wir richtig damit liegen, dass Jesus diese heiligen Texte der J*uden nicht aufhebt, sondern fortschreibt bzw. vollendet. Das ist nicht überall gleich, sondern muss je einzeln untersucht werden. Daher ist die Übersetzung von Luise Schottroff, Bibel in gerechter Sprache, angemessen: „Zu den Alten o. Ä. … Ich lege Euch das heute so aus: …“ Beim letzten Mal hatten wir das Tötungsverbot, das nicht verneint, aber auf seinen emotionalen Grund befragt wird, Zorn als starke Emotion wird daher als problematisch betrachtet.
Beim Ehebruch wird erneut ein Verbot des Dekalogs neu interpretiert. Wer die Frau eines anderen Mannes begehrlich ansieht, habe schon Ehebruch begangen. Hier ist also das starke emotionale Begehren der Grund das Verbot zu übertreten. Die selbstverstümmelnden Texte sind Übertreibungen, um das Begehren stark zu betonen.
Der dritte Text thematisiert den Scheidebrief aus dem Deuteronomium, den Jesus im Mtev nur für den Fall der Untreue für angemessen hält, sonst aber nicht. Vgl. http://alltagundphilosophie.com.www256.your-server.de/2017/01/27/efg-griesheim-mk-101-12/. Das führte noch zu weiteren Debatten, wobei es wichtig erscheint, die Ehe nicht als Sakrament zu betrachten. Die Probleme sollen durch Austausch der Partner*innen gelöst werden.
Beim Schwören widerspricht Jesus dem heiligen Text – und lehnt das Schwören ab, weil man dies tue, indem man/frau sich bei etwas versichere, das nicht in der eigenen Macht sei.
Ebenso widerspricht Jesus der Regel, Auge um Auge, Zahn um Zahn. Dies werde nur dann konfliktmindernd, wenn man/frau symbolisch auf Unrecht aufmerksam mache, was den Unrecht Tuenden möglicherweise zur Umkehr bringe, eine Form des gewaltlosen Widerstands.
Wir sind dabei, die inhaltliche, semantische Gestalt von Texten zu erfassen. Diese Gestalt ist häufig von Gegensätzen bestimmt, aber unterschiedlich. Das vertiefen wir.
13. Mai 2018

Protokollantin: Julia Schäfer
Seminarinhalte:
In dieser Seminarsitzung ging es im ersten Teil der Sitzung um die Verse 5,17 – 5,20 (Jesu Stellung zum Gesetz und den Propheten) und im zweiten Teil der Sitzung gingen wir weiter zu Vers 5,21-5,26 (Vom Töten). (more…)
29. April 2018

Seminar: Einführung in die exegetischen Methoden und das wissenschaftliche Arbeiten: Die Bergpredigt (Mt 5-7)
Protokoll der Sitzung vom 24.04.2018
Dozent: Prof. Dr. Martin Pöttner
Protokollantin: Julia Peinemann
Organisatorisches:
Zu Beginn des Seminars fragt Herr Pöttner nach, ob es noch Rückfragen oder Anmerkungen zur letzten Seminarstunde und der letzten Zusammenfassung gibt. Da es keine Fragen oder Anmerkungen gibt, wird die Anwesenheitsliste herumgegeben und die neue Seminarstunde beginnt.
Seminarinhalte:
Als Grundlage des heutigen Seminars dient Matthäus 5, 2-16.
In dieser Stunde des Seminars werden wir zuerst einmal der Frage nachgehen, wie die einzelnen Seligpreisungen intern gegliedert sind, bzw. aus was die Seligpreisungen bestehen. Dies wird anhand Matthäus 5, 3-12 besprochen.
Nach der Frage woraus eine Seligpreisung besteht, wird auf die Verse 13-16 mit der Überschrift Salz und Licht eingegangen. (more…)