26. Oktober 2019

Uni Heidelberg
1a Ἐν ἀρχῇ ἦν ὁ λόγος,
1b καὶ ὁ λόγος ἦν πρὸς τὸν θεόν,
1c καὶ θεὸς ἦν ὁ λόγος.
2 οὗτος ἦν ἐν ἀρχῇ πρὸς τὸν θεόν.
3a πάντα δι′ αὐτοῦ ἐγένετο,
3b καὶ χωρὶς αὐτοῦ ἐγένετο οὐδὲ ἕν. ὃ γέγονεν
4a ἐν αὐτῷ ζωὴ ἦν,
b καὶ ἡ ζωὴ ἦν τὸ φῶς τῶν ἀνθρώπων·
5 a καὶ τὸ φῶς ἐν τῇ σκοτίᾳ φαίνει,
b καὶ ἡ σκοτία αὐτὸ οὐ κατέλαβεν.
6 a Ἐγένετο ἄνθρωπος,
b ἀπεσταλμένος παρὰ θεοῦ,
c ὄνομα αὐτῷ Ἰωάννης·
7 aα οὗτος ἦλθεν εἰς μαρτυρίαν
aβ ἵνα μαρτυρήσῃ περὶ τοῦ φωτός
b ἵνα πάντες πιστεύσωσιν δι′ αὐτοῦ.
8 a οὐκ ἦν ἐκεῖνος τὸ φῶς,
b ἀλλ′ ἵνα μαρτυρήσῃ περὶ τοῦ φωτός.
9 a Ἦν τὸ φῶς τὸ ἀληθινόν,
b ὃ φωτίζει πάντα ἄνθρωπον,
c ἐρχόμενον εἰς τὸν κόσμον.
10 a ἐν τῷ κόσμῳ ἦν,
b καὶ ὁ κόσμος δι′ αὐτοῦ ἐγένετο,
c καὶ ὁ κόσμος αὐτὸν οὐκ ἔγνω.
11 a εἰς τὰ ἴδια ἦλθεν,
b καὶ οἱ ἴδιοι αὐτὸν οὐ παρέλαβον.
12 a ὅσοι δὲ ἔλαβον αὐτόν,
b ἔδωκεν αὐτοῖς ἐξουσίαν τέκνα θεοῦ γενέσθαι,
c τοῖς πιστεύουσιν εἰς τὸ ὄνομα αὐτοῦ,
13 a οἳ οὐκ ἐξ αἱμάτων
b οὐδὲ ἐκ θελήματος σαρκὸς
c οὐδὲ ἐκ θελήματος ἀνδρὸς
d ἀλλ′ ἐκ θεοῦ ἐγεννήθησαν.
14 aα Καὶ ὁ λόγος σὰρξ ἐγένετο
aβ καὶ ἐσκήνωσεν ἐν ἡμῖν,
b καὶ ἐθεασάμεθα τὴν δόξαν αὐτοῦ,
c δόξαν ὡς μονογενοῦς παρὰ πατρός …
Der griechische Text ist segmentiert repräsentiert so weit, wie wir am 21.10. gekommen sind.
Das Übersetzungsproblem πάντα ἄνθρωπον (1,9) ist mit BibleWorks10 Akkusativ sg. „jeden“ o. Ä. Menschen traditionell vereinfachend oder paraphrasierend zu lösen.
Rhetorisch ist der Prolog durch Wiederholungen, leichte Transformationen (homosemes Wortspiel) geprägt. Inhaltssemantisch stellt er eine Problemgeschichte dar. Er setzt die synoptischen Evangelien voraus – und reinterpretiert sie vor dem Hintergrund der Weisheitstradition.
Wir beenden am 28. den Prolog und sehen zu, wie weit wir mit Joh 3,1ff kommrn.
20. Oktober 2019

Prtokollantin: Juliane Czukta
In diesem Seminar wird durch Methoden der Hermeneutik Gen 1-12,3 analysiert. Am ersten Seminar-Tag betrachteten wir Genesis 1 bis Genesis 2 V. 4a. Der Textabschnitt wird überwiegend als Mythos aufgefasst und ist sowohl die Einleitung ins Alte Testament als auch die Einleitung der ganzen Bibel, somit ist er auch für das Neue Testament essenziell. Kontextüberblick: Nach diesem Abschnitt folgt die Geschichte von Adam und Eva und deren Söhnen (bis einschließlich Gen 4). Danach folgt die Sintflut (Gen. 6-9), weil Gott die Schöpfung bereute. Die anschließende Akzeptanz der nicht perfekten Menschen, wurde durch den Bund mit Noah besiegelt. Worauf es einige Zeit später zum Turmbau zu Babel kommt (Gen 11), der Gott zeigte, dass den Menschen fast alles möglich ist, was aber nicht unbedingt gut ist und ggf. auch gefährlich. Trotzdem vernichtete Gott die Menschen nicht. Später in in Gen 11 tritt Abram (Abraham) auf den Plan, der der Stammvater Israels ist, aber in ihm sollen auch „alle Geschlechter auf Erden“ gesegnet werden (Gen. 12 V. 3), was auch für das Neue Testament wichtig ist.
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Protokollantin: Juliane Czukta
Dieses Seminar dreht sich um die Entstehung des Christentums. Als Bibeltext wurde am ersten Seminartag Lukas 1,5-2,15 herangezogen.
Es geht um die Geburt Johannes des Täufers und die Geburt Jesu. Inhaltsangabe: In dem Text geht zuerst um Zacharias und seine Frau Elisabeth, die keine Kinder bekommen konnte. Zusätzlich waren beide eigentlich schon zu alt dafür, doch ein Engel erschien Zacharias, einem Priester, im Tempel und sagte ihm, er würde einen Sohn bekommen, den er Johannes nennen solle. Zacharias glaubte dem Engel, aus zuvor genannten Gründen, nicht, weshalb er zur Strafe bis zur Geburt seines Sohnes stumm war. Johannes sollte „groß sein vor dem Herrn […] und schon von Mutterleibe an mit dem Heiligen Geist erfüllt werden“ (Lk 1,15) und viele Israeliten zum Umkehren (Lebenswandel) bewegen (Lk 1,16). Als Zacharias nach der Nachricht aus dem Tempel kam, wunderte sich das Volk, dass er nicht mehr reden konnte. Ab Vers 26 springt die Erzählung zu Maria, eine Verwandte Elisabeths. Sie weiß laut eigener Aussage „von keinem Manne“ (Lk 1 V. 34) und bekommt trotzdem von einem Engel die Nachricht, dass auch sie durch Gottes Kraft einen Sohn bekommen würde, den sie Jesus nennen solle. Der Engel sagte über Jesus er würde „groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr [würde] ihm den Thron seines Vaters David geben, und er [würde] König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich [würde] kein Ende haben.“ (Lk 1,32f) Maria akzeptiert Gottes Wahl, ordnet sich ihm unter und bezeichnet sich als seine Magd (V.38). Maria besucht daraufhin Elisabeth. Diese bemerkt am Hüpfen ihres Babys im Bauch, dass Maria ein Kind von Gott bekommen wird. Ab Vers 46 lobt Maria Gott und freut sich sehr, weil er sie ausgesucht hat, ein besonderes Kind zur Welt zu bringen. Im Folgenden zählt sie Positives auf, was den Herrn ausmacht und was er in Zukunft (auch durch Jesus) tun wird, wie bspw. „Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.“ (V. 52) und hebt Gottes Barmherzigkeit hervor. Diese Aussage ist ein Zitat aus Sirach 10, 14 kommt aber mit ähnlicher Aussage auch an andern Stellen im Alten Testament vor, wodurch sich Maria auf diese Verheißungen beruft. (more…)

Zweitägige Veranstaltung am 18./19.10. im Institut für Theologie und Sozialethik
Die interessierten Teilnehmerinnen wünschten eine Vertiefung am 02.11.2019.
Erörtert wurden anhand meiner Vorlesung Grundfragen der Entwicklung der feministischen Theologie seit den Tagen Mary Dalys, vgl. auch die Wikipedia-Artikel zu „feministischer Theologie“ und zu „Mary Daly“. (more…)
9. August 2019
Ankündigung
Auseinandersetzung mit Michael Ηampe, Dritte Aufklärung, Berlin 2018, hier in anderthalb Wochen.
Ein wichtiger Beitrag des Philosophen an der ETH Zürich.
- Aufklärung, konzentriert auf Sokrates. Überwindung von Gewalt und Grausamkeit durch Argumentation.
- Aufklärung, konzentriert auf Kant u. a. Empirische Wissenschaften.
- Aufklärung, orientiert an der pragmatistischen Rezeption der Mitspieler-Metapher in Kants Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. „Dritte Aufklärung“ wurde zuerst von Putnam mit einem Text von John Dewey in Verbindung gebracht.
Hampes Text arbeitet noch nicht Greta Thunberg ein, aber geht auf problematische Entwicklungen wie Trump, Bots usf. ein. Zur Illusionslosigkeit gehört, dass wir die Gegenbewegungen wahrnehmen, analysieren. Dass die dritte Aufklärung sich entfaltet, hängt von uns ab, indem wir zum Subjekt unserer Geschichte zusammenwachsen, wobei Hampe whiteheadmäßig dabei mit recht am Bildungsverständnis Deweys anknüpft. Das ist weltweit gedacht, mithin muss es um interkulturelle Bildung gehen.
5. Juli 2019

Uni Heidelberg
Verehrte Damen und Herren,
heute geht es um die Bergpredigt. Gibt es noch Rückfragen zur zehnten Vorlesung?
1. Hinführung
Die „Bergpredigt“ in Mt 5-7 gehört sicher zu den eindrucksvollsten Texten. Sie besitzt in Lk 6 eine Parallele, die sogenannte „Feldrede“ – weil Jesus hier nicht mit seinen Schülern auf „dem“ Berg steht und zur Volksmenge spricht, sondern auf ebener Erde. (more…)
9. Juni 2019

Für Christ*innen ist Pfingsten das Fest des göttlichen Geistes, der die Schöpfung vom Chaos an begleitet (vgl. Gen 1,2).
Hebräisch ist von רוח (ruach, fem.), griechisch von πνεῦμα (pneuma, neutr.), deutsch von Geist die Rede, alle drei grammatischen Geschlechter Femininum, Neutrum und Maskulinum werden in den drei Sprachen benutzt, die BgS macht daraus den Übersetzungs-SUV Geistkraft, was besagen soll, die Geist sei dem biotischen oder sozialen Geschlecht nach weiblich, was nach Dtn 4,15ff eine Verletzung des Bilderverbotes ist, außer es würde explizit festgelegt, es handele sich um eine Metapher, die in weiblichen Lebenswelten gebildet sei.
Das ist irgendwie das oder ein feministische/s Konzept der 1980er Jahre, aktuell aber kann das Bilderverbot auch dann eingehalten werden, wenn man/frau im Deutschen maskulin vom Geist redet, ohne dem Geist ein männliches biotisches oder soziales Geschlecht zuzuschreiben.
In der Folge beschäftigen wir uns damit, wovon bei רוח, πνεῦμα bzw. Geist die Rede ist, von einer Kraft bzw. einem göttlichen Potenzial, das bzw. die dynamische, schöpferische, kreative Gestaltungen der Verhältnisse zum Ausdruck bringt.
Sicherlich erhoffen Christ*innen, dass das für ihre Gemeinden, aber weltweit auch für die Welt der Religionen der Fall ist, dass also Vielfalt Bereicherung und Differenzierung – und nicht Spaltung oder gar Hass hervorruft.
An diesem Pfingsten gilt diese Hoffnung auch dem Politiksystem in Deutschland, denn nicht nur die Spaltungs-Tendenzen der AfD erscheinen besorgniserregend. Auch der GroKo geht es alles andere als gut. Sie scheint politisch erschöpft zu sein, ein wesentlicher Teil der Bevölkerung akzeptiert nicht mehr das „PillePalle“ im Blick auf die Bewahrung der Schöpfung. Und bei den Wahlen zum Europaparlament hat sich dies gezeigt.
Ob das nur einer Partei zugutekommt, muss nicht sein. Christ*innen hoffen, dass das Politiksystem insgesamt seine Aufgabe erfüllt und singen bzw. beten daher:
Komm, Schöpfer Geist!
6. Juni 2019

Jeremia mit Joch, vgl. 27,1ff
Vgl. Sie zum Überblick den ersten Teil.
Die nach Kapitel 25 folgenden Texte zeigen am Jeremiabuch den Übergang innerhalb der Propheten, der mit dem Zusammenbruch des Südreichs Juda, der Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier erfolgt ist. Es gibt starke Worte gegen die Völker, Luther: „Heiden“, aber auch bei Jer gibt es monotheistische Texte, zumindest eine starke Tendenz.
Wir beginnen bei Jer 25,15ff.
Sprüche gegen die Völker
Kap. 25,15-38 + Kap. 46-51 (in der LXX folgen diese Texte direkt aufeinander) stellen Sprüche gegen die Völker der Umwelt Israels zusammen, eingeleitet durch das Bild vom Taumelbecher. Die Völker werden wie toll (betrunken) werden von dem Schwert, das JHWH über sie bringen wird. Die gesammelten Sprüche stammen sicher nicht alle von Jeremia und nicht alle aus einer Zeit, eine definitive Zuordnung ist aber kaum möglich. Inhaltlich geht es in den Kapiteln 46 gegen Ägypten, 47 gegen die Philister, 48 gegen Moab, 49 gegen Ammon, Edom, Damaskus, die Araber und Elam, 50+51 gegen Babel. Der geographisch orientierte Aufbau (Süden, Westen, Osten, Nordosten Israels) ist unverkennbar. JHWH erweist sich in diesen Sprüchen als Herr über die ganze Geschichte, zunächst zum Heil für Israel. Dann aber finden sich auch (spätere) Worte, die eine Heilsperspektive für die Völker aussagen. Dies ist Ergebnis des immer mehr monotheistisch orientierten Gottesbildes, das notwendig über den strikten Gegensatz Israel vs. Völkerwelt hinauskommen muss (vgl. zu Tritojesaja). (more…)
1. Juni 2019

Weitere Gebote werden ausgelegt. Z. T. werden sie dabei verneint.
Das gilt nicht für den Ehebruch. Hier wird wie beim Zorn auf den leidenschaftlichen Hintergrund (Begehren) verwiesen und das durch drastische Übertreibungen –-Augen, Hand – rhetorisch gesteigert. Wg. der Herzenshärtigkeit (Mk 10,1ff) lehnt die Jesustradition den Scheidebrief aus 5. Mose 24 ab, romantisches Ideal. Man/frau können mit weichem Herzen aufeinander eingehen.
Schwören wird abgelehnt, Wahrheit sagen, genügt. Ablehnung, über Gott zu verfügen.
5,38ff ist der klassische Text des gewaltlosen Widerstands, Ausgeeich der Schädigungen unterbricht nicht den Konflikt.
21. Mai 2019

Der religionsgeschichtliche Hintergrund der Bergpredigt (Mt 5-7)
Das Judentum im engeren Siinn hat sich erst nach dem Exil der judäischen Oberschicht in Babylon ausgebildet. Um 500 v. d. Z. wird in der persischen Provinz Judäa ein neuer Tempel errichtet. In diesem Kontext setzt auch die Festlegung der heiligen Schriften des Judentums ein, wie viele glauben, im Kontext des Jerusalemer Tempels. Dieser Prozess hat vielleicht schon vor dem Exil begonnen und setzt sich bis ungefähr in das erste Jahrhundert v. d. Z. fort.
Dies geschieht nun nicht mehr unter persischer Oberhoheit. An die Stelle der Perser treten zuerst die Griechen unter Alexander dem Großen, dann seinen Nachfolgern. Im ersten Jahrhundert v. d. Z. treten schließlich die Römer auf. Pompeius zieht in Jerusalem ein. (more…)