Thema war Mt 6,1-18 – und die Frage nach der Pragmatik religiöser Texte: Was wird von einem Text in einer Gemeinschaft zu erzielen versucht? Auch der folgende Abschnitt 6,19ff eignet sich sehr gut für diese Fragestellung.
Barmherzigkeit (Almosen), Beten und Fasten sind typische Frömmigkeitsäußerungen der pharisäischen Frömmigkeit. Davon grenzt sich der Text ab. In den Synagogen gebe es Schauspieler (hypokritai), Luther: Heuchler, die das mit Trompeten verkündeten. Der Vorwurf ist derjenige einer Charity-Frömmigkeit. Das ist nach Jesus nicht o. k. Denn dann habe man/frau Lohn vor den Menschen, aber nicht vor Gott.
Das Gebet soll in der Kammer allein verrichtet werden, hier sind auch die vielsprechenden „Völker“ im Blick, das Gebet Jesu ist dagegen kurz, auf die elementaren Lebensbedürfnisse beschränkt.
Beim Fasten soll man sich schminken, um vor anderen nicht als entbehrungsreich dazustehen.
Das ist eine stark individuell ausgerichtete Religiosität, die auf den Gott bezogen ist, der ins Verborgene sieht.
Der Hauptteil der Sitzung befasste sich ausgehend von Fehlübersetzungen der Elberfelder/Schlachter damit, ob man/frau so handele, dass der Lohn Gottes erlangt werde. Im griechischen Text wird nämlich der Gegensatz: „öffentlich“➡Menschen vs. „nichtöffentlich“➡Gott – streng durchgehalten. Und Lohn will man auch in bestimmten protestantischen Frömmigkeitsformen erlangt wird.
M. E. ist das in der Auslegungsgeschichte der Bergpredigt ein Problem. Ausgeschlossen wird diese Deutung vor allem durch: 3σοῦ δὲ ποιοῦντος ἐλεημοσύνην μὴ γνώτω ἡ ἀριστερά σου τί ποιεῖ ἡ δεξιά σου … Wenn Du die Barmherzigkeit tust, soll Deine linke Hand nicht wissen (erkennen), was die rechte tut. Ein Bild der Nicht-Vorsätzlichkeit, der Unabsichtlichkeit.
Das sicherten wir durch eine ausführliche Diskussion von Mt 25,31ff ab. Vgl. dazu die Darstellung im Bibelkunde-Teil zum Matthäusevangelium. In diesem Text kennen Gerechte und Verfluchte die Regel nicht, wieso sie ins Reich der Himmel bzw. in die Hölle kommen.