Atombusen der Bundeskanzlerin
Die Bundeskanzlerin hat am Montag im Bundeskanzleramt in der Gegenwart des Vizekanzlers zwar eine in der Sache weitgehend abwegige Erklärung abgegeben, für den aufmerksamen Beobachter gab es aber kleinere Nebenbemerkungen und Gesichtsbewegungen, die aufhorchen bzw. aufmerken ließen.
· In der Sache war der Auftritt unbefriedigend, für mich sogar empörend, weil die angebliche Physikerin gegen lange bekannte Äußerungen behauptete, Kernkraftwerke seien sicher. M. E. hat das kein seriöser Kernphysiker ernsthaft behauptet. Ich verweise auf die wirklich einschlägigen Untersuchungen von Alvin M. Weinberg. Die Lektüre einiger dieser Texte, auch mein Wissen über Wahrscheinlichkeitstheorie führten mich Ende der 1970er Jahre dazu, entschiedener Gegner der Anwendung der Kernenergie zur Stromerzeugung zu werden. Da die Partei, der ich damals angehörte, keine deutlichen Schritte in eine Zukunft ohne Kernenergie und Kohlekraftwerke machte, habe ich anders als Hermann Scheer die SPD verlassen. Die Anwendung der Kernenergie ist nur möglich, wenn man die Menschenrechte einschränkt bzw. im Todesfall ganz aufhebt, wozu eben Weinberg u. a. durchaus bereit waren und wohl als Minderheit heute auch noch sind. Die Bundeskanzlerin hat bis zum 14.03. sehr oft wahrheitswidrig für die deutschen Kernkraftwerke diesen Konflikt geleugnet, wohl auch, weil dies ansonsten mit ihrem Amtseid nicht vereinbar ist. Tatsächlich bedeutet eine geringe Wahrscheinlichkeit nur, dass etwas selten eintritt – aber es tritt ein. Wir hatten – weltweit werden recht viele Kernkraftwerke betrieben – nun auf der Welt, soweit wir wissen, 25 Jahre keinen Super-Gau, aber es scheint tatsächlich in Japan auf einen solchen hinauszulaufen. Hier ist noch einmal auf die Begrifflichkeit einzugehen: Kernkraftwerke werden so ausgelegt, dass man sie für einen Unfall absichert, den man als denjenigen bezeichnet, welcher der „größte anzunehmende“ Unfall sei. Dagegen sind sie relativ wahrscheinlich abgesichert. Die Sprache ist hier im Wesentlichen Englisch, sodass auch die Abkürzungen weitgehend besinnungslos ins Deutsche übersetzt werden. Der Ausdruck „Super-Gau“ bezeichnet einen Unfall, der die Anlage überfordert. D. h., die Anlage ist gescheitert und gibt in starkem Maß Radioaktivität an die Umwelt frei, was zu den seit Hiroshima und Nagasaki bekannten Folgen führt. @stillewasser hat am Montag in einem Kommentar zu seinem Beitrag hier auf eine vorsichtige Bemerkung meinerseits relativ richtig reagiert und auch recht behalten.
· Tatsächlich hatte die Bundeskanzlerin also am Montag und auch noch gestern mit der Entsorgung und Korrektur ihrer früheren fahrlässigen und wahrheitswidrigen Sprache zu tun. Zugleich wurde von vielen Kernenergiegegner/inne/n m. E. aber übersehen, dass das Energiekonzept der Bundesregierung insgesamt aus der Sicht dessen, was wir von CDSU/FDP in den letzten 30 Jahren gehört haben, einen neuen Ansatz verfolgt. Es ist bekannt, sofern das Konzept überhaupt zur Kenntnis genommen wurde, dass es auf einem Kompromiss mit EnBW, Vattenfall, RWE und E.ON beruht. Diese werden in den Neuaufbau der Energieversorgung positiv einbezogen, sodass sie die nötige Umorientierung ihrer Unternehmen jedenfalls am deutschen Markt langfristig planen können. Die Ziele dieser Umorientierung sind aber klar, es wird bis 2050 auf einen ganz geringen CO2-Ausstoß hinauslaufen, die Kernenergie ist wohl 2040 abgeschaltet. Der Nachteil dieses Konzeptes ist bekannt und wird seit Stuttgart 21 immer von Frau Dr. rer. nat. Merkel auch benannt: Es funktioniert nur dann, wenn die Bürger/innen in Deutschland nicht auf Energie-Autonomie setzen, sondern stattdessen lange neue Versorgungsnetze akzeptieren. Sie hat das schon am Montagnachmittag angesprochen, es wird erwogen, ob sich das Programm jetzt nicht beschleunigen lasse.
Natürlich können die jetzt beschlossenen Maßnahmen eine bloße Täuschung sein, um über die Wahlen insbesondere in Baden-Württemberg hinauszukommen. Wer das glaubt, übersieht m. E., dass es in diesem Jahr auch anderswo noch Wahlen gibt. Mir scheint es also tatsächlich so zu sein, dass nicht nur Neckarwestheim stillgelegt wird, sondern dass dies auch bei noch mehr Kernkraftwerken der Fall sein soll. Besonders die klaren Aussagen des Bundesumweltministers zur „Neubewertung“ deuten darauf hin – ebenso seine im „Stern“ geäußerte Zeitschiene von 10 bis 15 Jahren, wobei er nicht zu erwähnen vergaß, dass diese Zeit eine Zeit des „Restrisikos“ sei. Frau Merkel hat in ihrer zu unübertrefflicher Präzsiion neigenden Sprache zudem selbst gesagt, der Zustand nach dem „Moratorium“ werde ein anderer sein als am letzten Montag. Natürlich ist jeder zeitlich verschiedene Zustand immer anders, gemeint war aber wohl, dass dann nicht mehr alle Kernkraftwerke laufen, welcher Zustand jedenfalls finanziell gegenüber den Kernkraftwerkbetreibern recht teuer wird.
Möglicherweise wird dann in der Folge auch ernsthaft über eine verantwortbare Zukunft ohne Kernenergie und fossile Brennstoffe diskutiert. Union und FDP wollten das möglichst erst später tun, aber nun steht dies tatsächlich auf der Tagesordnung. Der zweite Super-Gau in 25 Jahren ist wohl das Menetekel für die „friedliche“ Nutzung der Kernenergie in Deutschland gewesen. Denn niemand kann mehr glaubhaft vor die Wähler/innen treten und behaupten, dass „es“ nicht passieren kann. Das kann man ruhig den Kernkraftwerksbetreibern überlassen – aber alle können es ja im Fernsehen live sehen, dass es nicht der Fall ist.
Alles anders als angenommen
<img src=““http://vg09.met.vgwort.de/na/5280e4f555ed41d498443dad0e46f7ca““ width=““1″“ height=““1″“ alt=““““>
http://3.bp.blogspot.com/_33YGMII9vrg/TDdslllveSI/AAAAAAAAAEM/UtGyWb0uCeE/s1600/angela-merkel.jpg
Die Bundeskanzlerin hat am Montag im Bundeskanzleramt in der Gegenwart des Vizekanzlerst zwar eine in der Sache weitgehend abwegige Erklärung abgegeben, für den aufmerksamen Beobachter gab es aber kleinere Nebenbemerkungen und Gesichtsbewegungen, die aufhorchen bzw. aufmerken ließen.
· In der Sache war der Auftritt unbefriedigend, für mich sogar empörend, weil die angebliche Physikerin gegen die lange bekannten Äußerungen behauptete, Kernkraftwerke seien sicher. M. E. hat das kein seriöser Kernphysiker ernsthaft behauptet. Ich verweise auf die wirklich einschlägigen Untersuchungen von Alvin M. Weinberg. Die Lektüre einiger dieser Texte, auch mein Wissen über Wahrscheinlichkeitstheorie führten mich Ende der 1970er Jahre dazu, entschiedener Gegner der Anwendung der Kernenergie zur Stromerzeugung zu werden. Da die Partei, der ich damals angehörte, keine deutlichen Schritte in eine Zukunft ohne Kernenergie und Kohlekraftwerke machte, habe ich anders als Hermann Scheer die SPD verlassen. Die Anwendung der Kernenergie ist nur möglich, wenn man die Menschenrechte einschränkt, wozu eben Weinberg u. a. durchaus bereit waren und wohl als Minderheit heute auch noch sind. Die Bundeskanzlerin hat bis zum 14.03. sehr oft wahrheitswidrig für die deutschen Kernkraftwerke diesen Konflikt geleugnet. Tatsächlich bedeutet eine geringe Wahrscheinlichkeit nur, dass etwas selten eintritt – aber es tritt ein. Wir hatten nun – weltweit werden recht viele Kernkraftwerke betrieben – nun auf der Welt, soweit wir wissen, 25 Jahre keinen Super-Gau, aber es scheint tatsächlich in Japan auf einen solchen hinauszulaufen. Hier ist noch einmal auf die Begrifflichkeit: Kernkraftwerke werden so ausgelegt, dass man sie für einen Unfall absichert, den man als denjenigen bezeichnet, welcher der „größte anzunehmende“ Unfall sei. Dagegen sind sie relativ wahrscheinlich abgesichert. Die Sprache ist hier im Wesentlichen Englisch, sodass auch die Abkürzungen weitgehend besinnungslos ins Deutsche übersetzt werden. Der Ausdruck „Super-Gau“ bezeichnet einen Unfall, der die Anlage überfordert. D. h., die Anlage ist gescheitert und gibt in starkem Maß Radioaktivität an die Umwelt frei, was zu den seit Hiroshima und Nagasaki bekannten Folgen führt. @stillewasser hat am Montag in einem Kommentar zu seinem Beitrag hier auf eine vorsichtige Bemerkung meinerseits relativ richtig reagiert und auch recht behalten.
· Tatsächlich hatte die Bundeskanzlerin also am Montag und auch noch gestern mit der Entsorgung und Korrektur ihrer früheren fahrlässigen und wahrheitswidrigen Sprache zu tun. Zugleich wurde von vielen Kernenergiegegner/inne/n m. E. aber übersehen, dass das Energiekonzept der Bundesregierung insgesamt aus der Sicht dessen, was wir von CDSU/FDP in den letzten 30 Jahren gehört haben, einen neuen Ansatz verfolgt. Es ist bekannt, sofern das Konzept überhaupt zur Kenntnis genommen wurde, dass es auf einem Kompromiss mit EnBW, Vattenfall, RWE und E.ON beruht. Diese werden in den Neuaufbau der Energieversorgung positiv einbezogen, sodass sie nötige Umorientierung ihrer Unternehmen jedenfalls am deutschen Markt langfristig planen können. Die Ziele dieser Umorientierung sind aber klar, es wird bis 2050 auf einen ganz geringen CO2-Ausstoß hinauslaufen, die Kernenergie ist wohl 2040 abgeschaltet. Der Nachteil dieses Konzeptes ist bekannt und wird seit Stuttgart 21 immer von Frau Dr. rer. nat. Merkel auch benannt: Es funktioniert nur dann, wenn die Bürger/innen in Deutschland nicht auf Energie-Autonomie setzen, sondern nicht zuletzt lange neue Versorgungsnetze akzeptieren. Sie hat das schon am Montagnachmittag angesprochen, es wird erwogen, ob sich das Programm jetzt nicht beschleunigen lasse.
Natürlich können die jetzt beschlossenen Maßnahmen eine bloße Täuschung sein, um über die Wahlen insbesondere in Baden-Württemberg hinauszukommen. Wer das glaubt, übersieht m. E., dass es in diesem Jahr auch anderswo noch Wahlen gibt. Mir scheint es also tatsächlich so zu sein, dass nicht nur Neckarwestheim stillgelegt wird, sondern dass dies auch bei noch mehr Kernkraftwerken der Fall sein soll. Besonders die klaren Aussagen des Bundesumweltministers zur „Neubewertung“ deuten daraufhin, Frau Merkel hat zudem selbst gesagt, der Zustand nach dem „Moratorium“ werde ein anderer sein als am letzten Montag. Natürlich ist jeder Zustand immer anders, gemeint war aber wohl, dass dann nicht mehr alle Kernkraftwerke laufen, welcher Zustand jedenfalls finanziell gegenüber den Kernkraftwerkbetreibern recht teuer wird.
Möglicherweise wird dann in der Folge auch ernsthaft über eine verantwortbare Zukunft ohne Kernenergie und fossile Brennstoffe diskutiert. Union und FDP wollten das möglichst
Alles anders als angenommen
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Die Bundeskanzlerin hat am Montag im Bundeskanzleramt in der Gegenwart des Vizekanzlerst zwar eine in der Sache weitgehend abwegige Erklärung abgegeben, für den aufmerksamen Beobachter gab es aber kleinere Nebenbemerkungen und Gesichtsbewegungen, die aufhorchen bzw. aufmerken ließen.
- In der Sache war der Auftritt unbefriedigend, für mich sogar empörend, weil die angebliche Physikerin gegen die lange bekannten Äußerungen behauptete, Kernkraftwerke seien sicher. M. E. hat das kein seriöser Kernphysiker ernsthaft behauptet. Ich verweise auf die wirklich einschlägigen Untersuchungen von Alvin M. Weinberg. Die Lektüre einiger dieser Texte, auch mein Wissen über Wahrscheinlichkeitstheorie führten mich Ende der 1970er Jahre dazu, entschiedener Gegner der Anwendung der Kernenergie zur Stromerzeugung zu werden. Da die Partei, der ich damals angehörte, keine deutlichen Schritte in eine Zukunft ohne Kernenergie und Kohlekraftwerke machte, habe ich anders als Hermann Scheer die SPD verlassen. Die Anwendung der Kernenergie ist nur möglich, wenn man die Menschenrechte einschränkt, wozu eben Weinberg u. a. durchaus bereit waren und wohl als Minderheit heute auch noch sind. Die Bundeskanzlerin hat bis zum 14.03. sehr oft wahrheitswidrig für die deutschen Kernkraftwerke diesen Konflikt geleugnet. Tatsächlich bedeutet eine geringe Wahrscheinlichkeit nur, dass etwas selten eintritt – aber es tritt ein. Wir hatten nun – weltweit werden recht viele Kernkraftwerke betrieben – nun auf der Welt, soweit wir wissen, 25 Jahre keinen Super-Gau, aber es scheint tatsächlich in Japan auf einen solchen hinauszulaufen. Hier ist noch einmal auf die Begrifflichkeit: Kernkraftwerke werden so ausgelegt, dass man sie für einen Unfall absichert, den man als denjenigen bezeichnet, welcher der „größte anzunehmende“ Unfall sei. Dagegen sind sie relativ wahrscheinlich abgesichert. Die Sprache ist hier im Wesentlichen Englisch, sodass auch die Abkürzungen weitgehend besinnungslos ins Deutsche übersetzt werden. Der Ausdruck „Super-Gau“ bezeichnet einen Unfall, der die Anlage überfordert. D. h., die Anlage ist gescheitert und gibt in starkem Maß Radioaktivität an die Umwelt frei, was zu den seit Hiroshima und Nagasaki bekannten Folgen führt. @stillewasser hat am Montag in einem Kommentar zu seinem Beitrag hier auf eine vorsichtige Bemerkung meinerseits relativ richtig reagiert und auch recht behalten.
- Tatsächlich hatte die Bundeskanzlerin also am Montag und auch noch gestern mit der Entsorgung und Korrektur ihrer früheren fahrlässigen und wahrheitswidrigen Sprache zu tun. Zugleich wurde von vielen Kernenergiegegner/inne/n m. E. aber übersehen, dass das Energiekonzept der Bundesregierung insgesamt aus der Sicht dessen, was wir von CDSU/FDP in den letzten 30 Jahren gehört haben, einen neuen Ansatz verfolgt. Es ist bekannt, sofern das Konzept überhaupt zur Kenntnis genommen wurde, dass es auf einem Kompromiss mit EnBW, Vattenfall, RWE und E.ON beruht. Diese werden in den Neuaufbau der Energieversorgung positiv einbezogen, sodass sie nötige Umorientierung ihrer Unternehmen jedenfalls am deutschen Markt langfristig planen können. Die Ziele dieser Umorientierung sind aber klar, es wird bis 2050 auf einen ganz geringen CO2-Ausstoß hinauslaufen, die Kernenergie ist wohl 2040 abgeschaltet. Der Nachteil dieses Konzeptes ist bekannt und wird seit Stuttgart 21 immer von Frau Dr. rer. nat. Merkel auch benannt: Es funktioniert nur dann, wenn die Bürger/innen in Deutschland nicht auf Energie-Autonomie setzen, sondern nicht zuletzt lange neue Versorgungsnetze akzeptieren. Sie hat das schon am Montagnachmittag angesprochen, es wird erwogen, ob sich das Programm jetzt nicht beschleunigen lasse.
Natürlich können die jetzt beschlossenen Maßnahmen eine bloße Täuschung sein, um über die Wahlen insbesondere in Baden-Württemberg hinauszukommen. Wer das glaubt, übersieht m. E., dass es in diesem Jahr auch anderswo noch Wahlen gibt. Mir scheint es also tatsächlich so zu sein, dass nicht nur Neckarwestheim stillgelegt wird, sondern dass dies auch bei noch mehr Kernkraftwerken der Fall sein soll. Besonders die klaren Aussagen des Bundesumweltministers zur „Neubewertung“ deuten daraufhin, Frau Merkel hat zudem selbst gesagt, der Zustand nach dem „Moratorium“ werde ein anderer sein als am letzten Montag. Natürlich ist jeder Zustand immer anders, gemeint war aber wohl, dass dann nicht mehr alle Kernkraftwerke laufen, welcher Zustand jedenfalls finanziell gegenüber den Kernkraftwerkbetreibern recht teuer wird.
Möglicherweise wird dann in der Folge auch ernsthaft über eine verantwortbare Zukunft ohne Kernenergie und fossile Brennstoffe diskutiert. Union und FDP wollten das möglichst erst später tun, aber nun steht dies tatsächlich auf der Tagesordnung. Der zweite Super-Gau in 25 Jahren ist wohl das Menetekel für die „friedliche“ Nutzung der Kernenergie in Deutschland gewesen. Denn niemand kann mehr glaubhaft vor die Wähler/innen treten und behaupten, dass es nicht passieren kann. Das kann man ruhig den Kernkraftwerksbetreibern überlassen – aber alle können es ja im Fernsehen live sehen, dass es nicht der Fall ist.
Alles anders als angenommen
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Die Bundeskanzlerin hat am Montag im Bundeskanzleramt in der Gegenwart des Vizekanzlerst zwar eine in der Sache weitgehend abwegige Erklärung abgegeben, für den aufmerksamen Beobachter gab es aber kleinere Nebenbemerkungen und Gesichtsbewegungen, die aufhorchen bzw. aufmerken ließen.
- In der Sache war der Auftritt unbefriedigend, für mich sogar empörend, weil die angebliche Physikerin gegen die lange bekannten Äußerungen behauptete, Kernkraftwerke seien sicher. M. E. hat das kein seriöser Kernphysiker ernsthaft behauptet. Ich verweise auf die wirklich einschlägigen Untersuchungen von Alvin M. Weinberg. Die Lektüre einiger dieser Texte, auch mein Wissen über Wahrscheinlichkeitstheorie führten mich Ende der 1970er Jahre dazu, entschiedener Gegner der Anwendung der Kernenergie zur Stromerzeugung zu werden. Da die Partei, der ich damals angehörte, keine deutlichen Schritte in eine Zukunft ohne Kernenergie und Kohlekraftwerke machte, habe ich anders als Hermann Scheer die SPD verlassen. Die Anwendung der Kernenergie ist nur möglich, wenn man die Menschenrechte einschränkt, wozu eben Weinberg u. a. durchaus bereit waren und wohl als Minderheit heute auch noch sind. Die Bundeskanzlerin hat bis zum 14.03. sehr oft wahrheitswidrig für die deutschen Kernkraftwerke diesen Konflikt geleugnet. Tatsächlich bedeutet eine geringe Wahrscheinlichkeit nur, dass etwas selten eintritt – aber es tritt ein. Wir hatten nun – weltweit werden recht viele Kernkraftwerke betrieben – nun auf der Welt, soweit wir wissen, 25 Jahre keinen Super-Gau, aber es scheint tatsächlich in Japan auf einen solchen hinauszulaufen. Hier ist noch einmal auf die Begrifflichkeit: Kernkraftwerke werden so ausgelegt, dass man sie für einen Unfall absichert, den man als denjenigen bezeichnet, welcher der „größte anzunehmende“ Unfall sei. Dagegen sind sie relativ wahrscheinlich abgesichert. Die Sprache ist hier im Wesentlichen Englisch, sodass auch die Abkürzungen weitgehend besinnungslos ins Deutsche übersetzt werden. Der Ausdruck „Super-Gau“ bezeichnet einen Unfall, der die Anlage überfordert. D. h., die Anlage ist gescheitert und gibt in starkem Maß Radioaktivität an die Umwelt frei, was zu den seit Hiroshima und Nagasaki bekannten Folgen führt. @stillewasser hat am Montag in einem Kommentar zu seinem Beitrag hier auf eine vorsichtige Bemerkung meinerseits relativ richtig reagiert und auch recht behalten.
- Tatsächlich hatte die Bundeskanzlerin also am Montag und auch noch gestern mit der Entsorgung und Korrektur ihrer früheren fahrlässigen und wahrheitswidrigen Sprache zu tun. Zugleich wurde von vielen Kernenergiegegner/inne/n m. E. aber übersehen, dass das Energiekonzept der Bundesregierung insgesamt aus der Sicht dessen, was wir von CDSU/FDP in den letzten 30 Jahren gehört haben, einen neuen Ansatz verfolgt. Es ist bekannt, sofern das Konzept überhaupt zur Kenntnis genommen wurde, dass es auf einem Kompromiss mit EnBW, Vattenfall, RWE und E.ON beruht. Diese werden in den Neuaufbau der Energieversorgung positiv einbezogen, sodass sie nötige Umorientierung ihrer Unternehmen jedenfalls am deutschen Markt langfristig planen können. Die Ziele dieser Umorientierung sind aber klar, es wird bis 2050 auf einen ganz geringen CO2-Ausstoß hinauslaufen, die Kernenergie ist wohl 2040 abgeschaltet. Der Nachteil dieses Konzeptes ist bekannt und wird seit Stuttgart 21 immer von Frau Dr. rer. nat. Merkel auch benannt: Es funktioniert nur dann, wenn die Bürger/innen in Deutschland nicht auf Energie-Autonomie setzen, sondern nicht zuletzt lange neue Versorgungsnetze akzeptieren. Sie hat das schon am Montagnachmittag angesprochen, es wird erwogen, ob sich das Programm jetzt nicht beschleunigen lasse.
Natürlich können die jetzt beschlossenen Maßnahmen eine bloße Täuschung sein, um über die Wahlen insbesondere in Baden-Württemberg hinauszukommen. Wer das glaubt, übersieht m. E., dass es in diesem Jahr auch anderswo noch Wahlen gibt. Mir scheint es also tatsächlich so zu sein, dass nicht nur Neckarwestheim stillgelegt wird, sondern dass dies auch bei noch mehr Kernkraftwerken der Fall sein soll. Besonders die klaren Aussagen des Bundesumweltministers zur „Neubewertung“ deuten daraufhin, Frau Merkel hat zudem selbst gesagt, der Zustand nach dem „Moratorium“ werde ein anderer sein als am letzten Montag. Natürlich ist jeder Zustand immer anders, gemeint war aber wohl, dass dann nicht mehr alle Kernkraftwerke laufen, welcher Zustand jedenfalls finanziell gegenüber den Kernkraftwerkbetreibern recht teuer wird.
Möglicherweise wird dann in der Folge auch ernsthaft über eine verantwortbare Zukunft ohne Kernenergie und fossile Brennstoffe diskutiert. Union und FDP wollten das möglichst erst später tun, aber nun steht dies tatsächlich auf der Tagesordnung. Der zweite Super-Gau in 25 Jahren ist wohl das Menetekel für die „friedliche“ Nutzung der Kernenergie in Deutschland gewesen. Denn niemand kann mehr glaubhaft vor die Wähler/innen treten und behaupten, dass es nicht passieren kann. Das kann man ruhig den Kernkraftwerksbetreibern überlassen – aber alle können es ja im Fernsehen live sehen, dass es nicht der Fall ist.
erst später tun, aber nun steht dies tatsächlich auf der Tagesordnung. Der zweite Super-Gau in 25 Jahren ist wohl das Menetekel für die „friedliche“ Nutzung der Kernenergie in Deutschland gewesen. Denn niemand kann mehr glaubhaft vor die Wähler/innen treten und behaupten, dass es nicht passieren kann. Das kann man ruhig den Kernkraftwerksbetreibern überlassen – aber alle können es ja im Fernsehen live sehen, dass es nicht der Fall ist.